Zu den Ereignissen des 11.Septembers in den USA ...

Die Sache mit den USA finde ich wirklich in jeder Hinsicht bestürzend und beeindruckend.

Zuerst habe ich es ja in einer mail erfahren und für einen Scherz gehalten. Und dann habe ich, als die erste Bestürzung über den Tod sovieler unschuldiger Menschen vergangen war, mich über die Reaktionen geärgert: In den letzten Jahren sind schon so viele Unschuldige durch Krieg und Terror umgekommen, aber hat man sich da Gedanken gemacht, Oktoberfest und Fußball ausfallen zu lassen? Offensichtlich sind Amerikaner doch mehr wert als andere !

Ob an die vielen Flüchtlinge, die Afghanistan jetzt aus Angst vor amerikanischem Terror verlassen, auch genauso gedacht wird? Die auf Grund der Gewaltdrohung der USA an Hunger und Kälte sterben werden?

Und dann, abgesehen davon, daß ich Gewaltanwendung ohnehin verabscheue, irgendwann mußte es doch kommen: Die Art und Weise, wie sich gerade die USA auf Kosten der dritten Welt bereichert hat, wie sich zum Weltpolizisten aufgespielt hat, wenn sie damit ihre eigenen Interessen verfolgen konnte, und einfach wegschaut, wenn ein Volk, in dessen Land kein Öl gefunden wurde, einfach von seinen Nachbarn überrannt wurde. Oder hat sie etwa all die Völker von Fremdherrschaft befreit, die keine Ölquellen besaßen, oder etwa diejenigen, die nicht von Feinden, sondern von Verbündeten der USA unterjocht wurden. Hat sie die Türkei bombardiert, um die Kurden zu retten, Marokko vernichtet, um die Saharauis zu befreien, Israel bekämpft, um den Palästinensern Selbtbestimmungsrecht zu geben, China den Krieg erklärt, um das Leben der Tibeter zu retten? Warum dürfen die irakischen Herrscher nicht dasselbe wie die türkischen, israelischen, marokkanischen, chinesischen Herrscher? Kann man sich noch mehr Ungerechtigkeit und Verlogenheit vorstellen?

Und die Amerikaner, sind sie sich überhaupt bewußt, wie wenig sie sich von irgendwelchen Terroristen unterscheiden? Sie halten einen Staat nach dem Vorbild der USA für die einzig wahre Möglichkeit einer Staatsform. Haben nie darüber nachgedacht, daß dies ein Dogma ist, etwas, was man dort eben nicht in Frage stellen darf. Denn -so wurde jetzt noch einmal gesagt- "wir werden alle bekämpfen, die anders denken als wir"! Wieviel Arroganz muß jemand besitzen, um nicht zu erkennen, daß es vielleicht noch andere Möglichkeiten gibt? Daß es Menschen gibt, die glauben, daß in einem religiösen Staat, einer Theokratie, es den Menschen am besten gehen wird? Wer kann denn beweisen, daß eine Demokratie wirklich für die Menschen das beste ist? Nein, die USA bekämpft rücksichtlos alles, was anders ist.

Mir fällt wieder ein, wie damals Tripolis bombardiert wurde, weil dort die Terroristen vermutet wurden, die ein Flugzeug zum Absturz gebracht haben. Wer hat die damals umgekommenen unschuldigen Opfer gezählt? Wer hat gezählt, wie oft die USA das Völkerrecht gebrochen haben?

Mit Empörung muß ich mit ansehen, wie nun im Land der unbegrenzten Freiheit, im Land der Religionsfreiheit, religiöse Amerikaner, die an Allah glauben, verfolgt und bekämpft werden! Und: Genau diese Verfolgung, denen diese Moslems nun ausgesetzt sind, wird noch mehr bisher friedliche Moslems zu den Terroristen treiben, sie zu Waffen und Gewalt greifen lassen!

Und traurig, wie diese Ereignisse zum Vorwand genommen werden, die Freiheit Andersgläubiger einzuschränken. Immer wieder wird uns nun weißgemacht, eine strengere Reglementierung von Ausländern hätte dies verhindern können. Aber diejenigen, die diese Anschläge von Deutschland aus vorbereitet haben, sind eben nicht durch die Mitgliedschaft in irgendeinem Verein, durch irgendwelche politischen Aktivitäten oder sonst etwas aufgefallen. Um den Aufenthalt dieser Menschen in Deutschland zu verhindern, hätte man alle Ausländer, alle Andersgläubigen, ja eigentlich alle Bürger aus Deutschland hinauswerfen müssen. Denn ist es so sehr undenkbar, daß die Drahtzieher auch Deutsche für ihren Plan hätten gewinnen können?

Wie kann man glauben, gerade unter diesen Voraussetzungen, Terrorismus an sich ausrotten zu können? Hat sich schon mal ein mal ein Politiker so lächerlich gemacht, in dem er behauptet hat, Verbrechen und Kriminalität an sich für immer auslöschen und ausrotten zu wollen?


Copyright © 13. September 2001 Michael Knappmann